"Es gibt nur eine Maxime - das ist die, daß man sich mit dem Tode befreunden muß." (Jünger, Strahlungen)

Mittwoch, 30. Januar 2008

Dilbert (I)

“Irrelevanz feiert Triumphe”, hieß es über die "Strahlungen" und das in ihnen gefeierte Genießertum. Siegreich ist das Prinzip ebenso in der Welt von Zahlen und Leistungen. Die Führung des Unternehmens beschließt ein Projekt. Es ist eine Nachahmung dutzender, schon bestehender Angebote. In diesem Fall nicht einmal die Variation des Bestehenden, die zumindest den Anschein des Neuen erweckte.

Auf operativer Ebene folgt die Erschaffung nutzloser, kopierter und lediglich aus juristischen Gründen umformulierter Informationen. Dazu normierte Bildchen, aus Kostengründen solche mit großzügigen Urheberrechten. Fertig ist das dürftige Mäntelchen für rein kommerzielle Interessen. Ergebnis: Werte geschaffen, aber die Anlagen zu Wertvollerem verraten.

Dienstag, 29. Januar 2008

Hundsseelen

Massachusetts, 1907. Der Arzt Duncan MacDougall will das Gewicht der Seele bestimmen. Er lässt dazu die Betten Sterbender an Waagen hängen. Die festgestellten Gewichtsverluste unmittelbar nach dem Tod der Patienten variieren. Bei fünfzehn verendenden Hunden dagegen verzeichnet die Waage keine Veränderung.

Duncans Versuch erwuchs aus einer alten Tradition. Die Ägypter glaubten, dass das Herz der Toten vor dem Eintritt ins Totenreich gewogen würde. Wurde das Herz von den Totenrichtern gewogen und für zu leicht befunden, wurde es Ammut ("Fresserin der verurteilten Seelen") zum Frass vorgeworfen.

21 Gramm - darauf bemaß Duncan das Gewicht der Seele. Doch wogen alle Seelen der Patienten unterschiedlich viel; 21 war die bedeutungsvollere Zahl. Vielleicht hat die Seele kein festes Gewicht. Wie wirkt sich ihr Alter aus? Gleicht die Seele der Totgeburt derjenigen der Greisin? Verliert oder gewinnt die Seele im Verlauf eines Lebens Gewicht? Und was ist, wenn die Seele in mehr als einem Körper wohnte?

Vielleicht wiegt eine Seele so und so viel Gramm, die man tatsächlich messen könnte. Was wäre mit dieser Aussage gewonnen? Die Einsicht, dass sie um so viel weniger wiegt als das Leben? Weniger als Eigentumswohnungen, viele Jahre unter Schleifenden und Geschliffenen oder die flüchtigen Augenblicke von Unachtsamkeit? Auf einer solchen Waage werden auch zwei Seelen nicht bestehen können.

Wie so oft liegt der Fehler in der Grundannahme. Warum sollte die Seele materiell sein und ein Gewicht haben? Am Ende sind MacDougalls fünfzehn Hunde zu beneiden. Ihnen konnte er nichts abringen, ihre Seelen lassen sich nicht aufwiegen. - "'Tod oder Freiheit' soll auf unserem Grabstein stehen."

Dienstag, 8. Januar 2008

Sonnenaufgang

"Gerade geht die Sonne weiter auf. Ich schaue auf die grauen Wolken, die in ihrer Nähe golden werden, das feine Geflecht der Äste, das sich vor ihr abzeichnet, die schwarzen Vögel, die friedlich darauf hocken. Dann ein Satz, den ich gestern las: "Bei guter Sonne lasse ich Seifenblasen über den Garten und seine Blumen schweben: sie sind das Sinnbild des Vergänglichen. Und sie sind schön." Und während ich das schreibe, haben sich die grauen Wolken vor die Sonne geschoben und ist nur noch ein Schimmer am Horizont zu erkennen."