"Es gibt nur eine Maxime - das ist die, daß man sich mit dem Tode befreunden muß." (Jünger, Strahlungen)

Donnerstag, 31. März 2011

Käfige

Heimfahrten, nicht nur Orte, auch Zeiten. Jedes Mal die beklemmende Erkenntnis früherer Grenzen, die das Leben des Kindes wie des Jugendlichen markierten. Leise Genugtuung über die geglückte Flucht; heute verrotten die Betonblöcke, die damals den Horizont säumten. Doch dann eine Erkenntnis: Was, wenn diese scheinbare Freiheit des Ausgenblicks nichts weiter als ein weiterer Käfig ist? Wenn im Rückblick das Alters-Ego traurig den Kopf schütteln wird über die kleine Welt des Heimfahrers? Was, wenn die Ketten noch immer an den Beinen klirren, aber sie nicht mehr zu hören sind?

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Diese alte Frau war einst ein Leuchtturm in jener Welt. Nun leuchtet er mit jedem Tag etwas schwächer.
Sie wird den Besuch heute vergessen, wie sie die Wochentage vergessen hat, die Telefonnummern und bald die wenigen Namen der Überlebenden. Die Insel ihrer Erinnerungen wird immer kleiner; sie lebt von dem Strandgut eines untergegangenen Lebens.