Auf dem Weg zurück Verfremdungseffekte. Eine Gruppe schrill-quiekender Britinnen: 20, 35, 40-50. Ab einem gewissen Alter straft Make-up Lügen; es braucht schon zu viel. Eine Parallelstraße weiter Gänsemarsch junger Mädchen, vielleicht 11; hier kann es noch nicht reichen. Es ist kühl, doch muss die gefühlte Temperatur hoch sein. In Arztpraxen hängen Hinweise, warum und wie bei niedrigen Temperaturen warme und lange Kleidung getragen wird.
Aus den grellbunten Terrarieren dröhnt es dumpf. Am Eingang stehen immer zwei Türsteher, stets der gleiche Typus: Kahl, fett, violent pornography. Neben einer gothischen Kathedrale taumeln zwei Oxbridge chums. N. ist die „Kulturmetropole des Nordostens“; die Wochenendgelage sind so bekannt, dass es auch Hauptstädter für eine Nacht hierhin verschlägt. Billiges Leben zieht an.
Im Nachtzug die „non-starter“ dieser Nacht. Ein Trupp polnischer Wanderarbeiter, Homeboys aus D., viele betrunken-resignierte Enddreißiger. Die südenglischen Dialekte verlieren unter diesen Bedingungen am stärksten an Reiz.
In der Wahlheimat ist wieder Walpurgisnacht. Das schiefe Gelächter hallt durch die alten Gassen, während die Abscheu sich an stumpfen Leibern weidet. Vor einigen Monaten, es war wieder „theme party“, waren viele von ihnen in Müllbeutel gehüllt.
NIN, Year Zero. Rückkehr zum Niveau von The Fragile. Die Wahrnehmung des Zerfalls noch elektronischer und damit auch bedrückender: Heute beängstigt weder die Verwaltung, der die Rationalität abhanden gekommen ist, noch das atomare Feuer – es ist die Netzstörung, schließlich der Netzausfall. Digitale Dissonanzen für eine digitale Epoche.
Enttäuschend dagegen die lyrics. Das Konzeptalbum erzählt vom Aufzug eines totalitären Überwachungsstaates: Herrschendes Militär, Staatsreligion, Aufstand usw. Capital G: "I pushed the button / and let him to office / and he pushed the button / and dropped the bomb“. Der politische Leichnam zieht den Schwarm kritischer Fliegen nach sich.