Eine Einladung zum Essen. Diesem voraus geht niedere Küchenarbeit: Muscheln säubern. Daneben der riesige Topf mit vier großen Krabben.
Ineinander verkeilt versuchen sie zu entkommen. Sie reißen sich dabei gegenseitig die Gliedmaßen aus.
Auf dem Teller dampfen sie vor sich hin. Gräuliches Gewebe bedeckt sie wie Seetang. Es muss sich um weichgekochtes Fleisch oder sonstigen Innereien handeln, die der harten Schale entwichen sind.
Ehe sie auf den Herd kommen, werden auch sie gesäubert. Jede Krabbe wird unter den kalten Wasserstrahl gehalten und mit einer Zahnbürste von grobem Dreck befreit. Eine von ihnen greift nach dem hölzernen Kochlöffel. Erst nach einigen Schlägen auf die Schere gibt sie nach.
Das Öffnen der Krabbe erweist sich leichter als der erste Blick auf das solide Kopfbruststück vermuten lässt. Die Schwanzplatte muss herausgerissen werden. Ein Vorgang, der an das Aufreißen eines Kartons erinnert.
Wieder im Kochtopf versuchen die Krabben vergeblich zu fliehen. Die Herdplatte glüht.
Ein Messer wird in die freigewordene Öffnung eingeführt. Mit einem schnellen Griff wird der Panzer ausgehebelt. Im Inneren schleimiges Grau-Weiß mit einigen roten Punkten.
Obwohl das Wasser bereits kocht, hört man noch das Klacken der Beine und Scheren. Das aufschäumende Wasser lässt nur Schemen erkennen. Überraschend lange herrscht Unruhe im Topf. Noch ehe es still wird, breitet sich fischartiger Geruch im Raum aus.
Es heißt, alles sei essbar, bis auf zwei Reihen weichen Kiemenfleisches, die Leber. Viel ist es nicht. Erhalte den oberen Teil, der Tischgenosse zur Linken den Beinapparat samt Scheren. Schwer zu sagen, wen es besser erwischt hat. In dem Panzer eine trübe Flüssigkeit, die ein anderer Tischgenosse gierig mit dem Löffel aufnimmt. Darin Schleimklumpen. Beides hat einen marinen Geschmack, durchaus essbar, aber fad. Mag daran liegen, dass die Tiere ohne jede weitere Behandlung gekocht worden sind. Ein Tafelgast kippt eine scharfe Brühe in den Panzer vor ihm. Er weist darauf hin, dass die roten Kügelchen besonders gut seien. Obgleich sie sich im oberen Teil des Panzers befinden, sind es Eier. Nervensystem und Geschlechtsteile sind zusammen weichgekocht worden. Empfehlenswert sollen auch die Scheren sein. Mit einigen festen Beilhieben lassen sie sich knacken und offenbaren weißes Fleisch, das im Mund rasch zerfasert.
Beim Entnehmen aus dem Kochtopf starren die Krabben. Welche Reaktion dafür verantwortlich sein mag, dass die Augenstiele ganz ausgestreckt sind? Die Hitze, die ihre Innereien dünstete, expandierte, während sie gegen heißes Metall stießen?
Für die Gastgeber, die sich im sozialen Verkehr übten, war das Mahl ein Erfolg. Es ist eines jener internationalen Paare, dessen Bruch im September absehbar ist; die grotesken Tischabfälle verschwinden im Abfalleimer.