"Es gibt nur eine Maxime - das ist die, daß man sich mit dem Tode befreunden muß." (Jünger, Strahlungen)

Freitag, 7. Mai 2010

Diplomatie des Schweigens

"Le Palace", mittlerer Konferenzraum. Holzstühle, wie Requisiten aus einem Kostümfilm, und eine Tischanordnung, die Kommunikation erschwert. Die hohen Vertreter sind schon da, Bürokraten aus ganz Europa. Die meisten von ihnen werden in den nächsten Stunden schweigen. Sie werden sich nur mit ihrem Begleiter unterhalten und Kaffee aus den Automaten im Vorraum trinken. Dieweil redet ein ungewohntes Kerneuropa unentwegt: Moderiert von Eurokraten halten "France", "Netherlands", "Spain" und "Austria" lange Monologe. Namen gibt es hier nur für externe Sprecher. "Consider" und "regard" sind die Verben der langen Stunden, in denen das beständige Gemurmel der Simultanübersetzer in den Schlummer lullt. Die Diplomatie der Eurokraten duldet alle Belanglosigkeiten der Bürokraten, es scheint fast: fördert diese, damit wichtige Fragen oder gar Entscheidungen nicht zur Sprache kommen. Wo dies doch gelingt, wiegeln die drei Eurokraten – ausgerechnet Briten – vollendet ab. Vielleicht ist Schweigen hier tatsächlich Gold.

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Nachts zurück, durch eine fast sommerlich-ausgelassene Stadt. Die Sinne betäubt und angetrieben von der inneren Gewissheit, seinen Teil getan zu haben. Vorbei an lauter Musik, Gelächter, Pöbel und Pöbelei – wie weit entfernt und nutzlos das in dem Moment ist. Wie verschwindend gering gegen den Rausch getaner Arbeit.