Das Gespräch mit den chinesischen Mitbewohnern als Bergwerk der Anekdoten. Nach einer jener Völlereien, die man einem so filigranen Menschenschlag nicht zutraute, kommentierte der Koch: „Nach einem guten Essen muss man sich eine Frau suchen.“ Solch verdichtete Gedanken geben einen guten Eindruck davon, von welchem Schlage diese Leute sind: Pragmatiker und darunter die sympathischeren.
Mit fortschreitender Stunde berührte das Gespräch auch den Zweck von Geschenken, ihre rein materielle, so gern überspielte Seite. Der Chinese erzählte von einem Freunde, der um ein hübsches Mädchen warb. Ihre Schönheit war sein Unglück, sie hatte die größere Wahl. Er aber hatte Willen und schickte ihr drei Monate lang Blumen und Pralinen. War sie nicht da, so schlich er sich in ihre Wohnung – die Mitbewohnerin war gnädig – und kochte für sie. Am Ende gab sie nach. Seitdem sitzt er meist vor dem Bildschirm und lässt sich von ihr bedienen. Der Chinese erzählte das in bewunderndem Tonfall. Es überraschte nicht, wenn diese Geschichte mythologische Wurzeln hätte.
Das Geschenk bedeutet Zusammenarbeit, könnte die Moral lauten. Der Beschenkte kann dabei sogar mehr verlieren als gewinnen. So besehen ist es ratsam nur der Geschenkbote zu sein – ihm fällt der bessere Teil zu.