Zu den Vorzügen der Unterkunft zählt die Nähe zu dem örtlichen Friedhof und Krematorium. So sind hin und wieder Trauerzüge auf der Strasse zu sehen. Vorneweg der Leichenwagen, der hierzulande einem fahrenden Schaukasten ähnelt: Heck- und die Seitenfenster sind nicht getönt; man sieht den massiven Sarg gleichsam thronend, umgeben von wuchtigen Grabkränzen. Dahinter kommen die meist schwarzen Limousinen. Wie schon bei dem Leichenwagen ist die gesellschaftliche Position ablesbar: Wer viel vorzustellen hat in der Welt, der lässt sich in einer schwarzen Stretchlimousine chauffieren – auch wenn das Ziel für alle dasselbe ist. An einem Tag saß eine schöne junge Frau in einem der Wagen; der Trauerflor verlieh ihr en Zügen Zeitlosigkeit, die kein Make-up nachahmen kann. Vielleicht waren es auch die geahnten Tränen.
Diese Szenen sind emblematisch: memento mori. Man sieht in den Gesichtern der Umstehenden, wie für Sekunden das allgemeine Treiben alle Bedeutung verliert und der Sarg die Gedanken an sich heranzieht. Dann springt die Ampel wieder auf Grün.
Später am Tag. Der Tod der Ente, die langsam im Fluß dahintreibt, wirkt grotesk. Warum eigentlich? Ihr Tod ist nicht kleiner.
"Es gibt nur eine Maxime - das ist die, daß man sich mit dem Tode befreunden muß." (Jünger, Strahlungen)