"Es gibt nur eine Maxime - das ist die, daß man sich mit dem Tode befreunden muß." (Jünger, Strahlungen)

Mittwoch, 26. Dezember 2007

Der Löwin

"So what's the use between death and glory?
I can't tell between death and glory.
Happy endings, no they never bore me.
Happy endings, they still don't bore me."

Mittwoch, 12. Dezember 2007

Nachtschrei

"The Bridal Nightmare

Nightmare in whose arctic wings

Lifelong I unmoving lie

Folded at your cold heart I sleep

Outside in uncharity.

Bridal nightmare, sheeted, stained,

Broken, now, is that vain idol

Bespoken bridegroom I beside.

That cracked cup, an empty heart

Fell away and, from my hand,

Slipped lie and poison on my pillow,

Lie lifelong here at my left side,

Unspeaking and unspoken bride

For every side we lie beside

Satisfies and is satisfied.

Unbridled nightmare, day bedfellow,

I am my nightmare, awake, asleep;

Creep out, creep out, cold man, and comfort

The wrongs where they weep!"

Dienstag, 11. Dezember 2007

Hinter der Grenze

Grenzen der Beobachtung. Die Beobachtung setzt Zeit und Raum, in einem: Distanz voraus. Wo diese beiden Größen aufgehoben werden, da endet die Beobachtung. Versuche, dennoch zu beobachten, scheitern. Die Worte werden im Vergleich zum Bezeichneten schon im Moment des Schreibens schal. Jenseits von Zeit und Raum verlieren auch sie ihre Kraft.

Samstag, 8. Dezember 2007

Die Achterbahn

Achterbahnfahren im Dunklen. Unsichtbarer Anstieg zu ungeahnten Höhen. Das Bewusstsein dafür folgt dem abruptem Fall: "Es war wie Fliegen." Die Schwerkraft wirkt mächtig. Glücklich, wer gehalten wird.

Donnerstag, 6. Dezember 2007

Don't Look Back

Der Diarist: „Wir haben gebüßt, aber die Narben schmerzen immer noch, und manchmal stärker, als die Wunden geschmerzt haben. Daß wir Unrecht erlitten, haben wir vergessen, aber daß wir Unrecht taten, verwinden wir nicht.“ (SV I, S. 244). Zugleich zeugt der Schmerz von Leben: Wir wurden verwundet, aber nicht tödlich. Begangenes Unrecht tritt hinter diesen Zuchtmeister zurück, der Blick richtet sich gen Nebel.

Dienstag, 4. Dezember 2007

Züge

Aus der Korrespondenz:

"Ein Gedicht von der immer wieder bemerkenswerten Anna Achmatowa.

Der eine geht

Der eine geht geradeaus,
Der andere in Kreisen,
Und beide wollen ins Vaterhaus,
Zu alten Freunden reisen.

Und ich schlepp meine Wiederkehr
Auf keine dieser Weisen
Ins Nirgendwo und Nimmermehr
Wie Züge, die entgleisen."

Montag, 3. Dezember 2007

Hauptbahnhof

Hauptbahnhof. Vor dem Aufzug ein junger Mann im Rollstuhl. Wie ein Holzscheit liegt er in dem Gefährt, sein Kopf ragt über die Lehne hinaus, die blitzenden Augen an das dunkle Glasdach geheftet. Fernzüge fahren ein, Reisende strömen aus. Ihre weißen Kragen, Mobiltelefone, Wanderrucksäcke, Rosen und Lokalzeitungen ziehen an des jungen Mannes Augen vorbei, die gleich im Fahrstuhl verschwunden sein werden. Augen, die vielleicht nicht mehr als eine Abfolge von Wänden, Decken und einigen wenigen Samariterphysiognomien kennen.

Das ist eine Erinnerung daran, wie groß dasjenige Glück ist, auf dem alles gründet, das aber nur im Zusammenbruch sichtbar wird. Sie blitzt auf und verschwindet, während sich hinter einem die Zugtür schließt.

Samstag, 1. Dezember 2007

Schauspiel(er)

U-Bahn, Rückfahrt. Drei abgetakelte Fregatten trösten sich über ihr verlorenes Spiel von Angebot und Nachfrage mit Spötteleien hinweg. "Kick dir den da an!" Der, ein vierschrötiger Pelzträger mit Puterkopf torkelt zur Bahn, findet die Tür nicht und bleibt zurück. Die drei Parzen lachen hämisch. - Aus den Kopfhörern: "One and the same / One and the same, / No, it's not the same / It's not supposed to be the same." - Sie haben ein neues Ziel gefunden. "Aber der hört doch eh nüscht!" Gegenüber fließt Schwarz vom Kopf auf die weiße Brust, rinnt in schmalem Bett herab und sammelt sich in einem schwarzen Bändchen in schwarzen Händen. Darin die biographischen Fragmente einer zerschütterten Seele mit großartiger Fehlsichtigkeit: "Ich habe als Mitgift für das Leben den Blick bekommen. Das - wenn ich das Wort gebrauchen darf - geniale Schauen [...]. Dieser Blick ist die eigentlich philosophische Gabe. Philosophische Fachwissenschaft ist philosophischer Unsinn."

Die Welt als Anschauungsobjekt rechtfertigt sich ethisch durch sich selbst. Jeder Betrachtende ist zugleich Betrachteter und hat damit das Entrebillet gelöst.