Wien, Heldenplatz. Mit einer großen Soldatenspielerei ("Bundesheer") feiert das Land den Abzug der letzten sowjetischen Truppen vor 52 Jahren. Brave Volksfeststimmung. Soldaten exzerzieren zu bekannten Melodien aus Western-, Action- und Science Fiction-Filmen. Auch den Walzer quittieren sie mit den gleichen militärischen Lachnummern; die Menge kann die abgehackten Bewegungen der verkrampft dreinblickenden Helden auf Großbildschirmen verfolgen. Einige Meter entfernt überwachen zwei dicke Generäle die Operation ihrer Soldaten. Der Eindruck von roten Nasen, alten, faltigen Hunden und Brandwein drängt sich auf. Nach der Schau drängen die Menschen zu dem ausgestellten Kriegsgerät. Es darf angefasst und fotografiert werden. Kinder kriechen in Panzer und lugen aus Geschütztürmen hervor: "Feuer!" In einem Tarnzelt verteilt ein gutmütiger Schwejk etwas an die Anstehenden. Es sind Automatikgewehre und Schwejk erklärt mit liebenswürdiger Gemächlichkeit, wie sie entsichert und angelegt werden, wie sie bei Regen und Schlamm noch ihren Dienst verrichten und anderes mehr. Wozu sie gut sind, hat er vergessen.
Am Abend bläst ein Soldat zum Zapfenstreich. Der Offizier in der Nähe hält die rechte Hand an die Brust und lauscht andächtig. Deklamierte daraufhin "In den Wind gereimt", die beliebte Rubrik eines weit verbreiteten Schmierblatts: "Das große nationale Fest / taugt heute nur noch zum Protest. / Denn feiern können nur, die heucheln / weil sie alles meucheln / was einst zum Frieden Anlass gab. / Sie schaffen unsere Freiheit ab, / Demokratie, Neutralität, des Volkes Souveränität, / und opfern alles der EU. / Wir aber schweigen nicht dazu!" - Vivat Austria!