"Es gibt nur eine Maxime - das ist die, daß man sich mit dem Tode befreunden muß." (Jünger, Strahlungen)

Donnerstag, 10. Mai 2007

Aus-Fahrt

Nachts an einem Motel. Die Industriegegend hell erleuchtet und menschenleer. Nur das Dröhnen des unablässigen Verkehrs. Vogelgezwitscher begleitet es, macht die Nacht nur noch leerer. Es riecht nach Nässe und Schnecken.


Einige Schritte vom Motel entfernt ein Schnellrestaurant. Trotz bunter Beleuchtung kein Mensch darin. Erst nach einiger Zeit sind zwei Gestalten zu sehen. Sie unterhalten sich fast bewegungslos. Wartende.


Das Motel ist voll automatisiert. Auch hier kein Mensch auf den Gängen, keine Geräusche bis auf den dumpfen Verkehrslärm. Das Zimmer riecht nach dem Nichts der Klimaanlage. Der Blick aus dem Fenster direkt auf den Verkehrsstrom. Bei ausgeschalteter Zimmerbeleuchtung tanzt Scheinwerferlicht auf der Wand.

In einer Ecke ein Fernseher. Stichprobe um 2 Uhr: Nachrichten, Dauerwerbesendungen, Kloakenhumor, Hydraulikpressen, primitivste Fickaufforderungen. Angeekelt aus dem Zimmer.



Begegnungen mit anderen Motelgästen. Übernächtigte, stumme Gesichter. Ein Radfahrer, der Richtung Autobahn gleitet. Seine Flaschen klirren nach. An der Bahnhaltestelle:

Mo-Fr

4 22 52

5 09 24 39 54

6 06 16 26 36 46 56

7 06 16 26 36 46 56

8 06 16 26 36 46 56

9 06 16 26 36 46 56

10 06 16 26 36 46 56

11 06 16 26 36 46 56

12 06 16 26 36 46 56

13 06 16 26 36 46 56

14 06 16 26 36 46 56

15 06 16 26 36 46 56

16 06 16 26 36 46 56

17 06 16 26 36 46 56

18 06 16 26 39 54

19 09 24 39 54

20 09 24 39 54

21 09 24 39 54

22 09 24 39 52

23 22 52

00 22

01 21

02 21

03 21

Leere Bahnen befahren diesen Ort, der wie Ende riecht, klingt, scheint. Dazu reich an Motiven: Reisen, Leere, Anonymität, ununterbrochene Bewegung.