Zwei Leichenzüge an diesem Tage. Wieder der Eindruck des Emblematischen.
Der Leichenwagen fährt deutlich unterhalb der zugelassenen Höchstgeschwindigkeit, so dass sich hinter ihm der Verkehr staut. Während den Autofahrern unmittelbar hinter dem Leichenzug der Grund für die Verzögerung bewusst ist, werden diejenigen außerhalb der Sichtweite ungeduldig und schlingern auf der Fahrbahn, als könnten sie dadurch einen anderen Weg nehmen. Gut, wenn man an ihrer Stelle weiß, wohin diese Straße führt.
In einem Wagen nur ältere Damen. Warum wirkt der weibliche Schmerz stärker? Sozialisierung, Stereotype, Kitsch – vielleicht. Besser: Sie haben Leben gegeben, daher ihre tiefere, empfänglichere Beziehung zu diesem.
Die Blässe ihrer Gesichter geht über die Situation hinaus und deutet auf die schlimmste Form des Alterns hin – das Verblassen.
Alte, gerade diese Verblichenen, auf Beerdigungen zu sehen, entbehrt nicht einer gewissen Situationskomik.
Die Bewegung auf der Straße, die Starre im Wagen, das stört das Programm. Ehe es zum Betriebsschaden kommt: „Weiter geht’s.“
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Kafka, Briefe an FB. Widerstreben bei der Bettlektüre: Das hätte niemals außerhalb der Welt jener Beiden erklingen dürfen. Doch siegt die „höhere Neugier“, auch die irrige Annahme, man lerne fürs Leben. Auffallend ist die Häufigkeit, mit der er ihr schrieb. Der flüchtige Blick auf die Datierungen deutet mehr auf einen Monolog denn Korrespondenz hin. Schon die Statistik verheißt also nichts Gutes für die Beiden.