"Es gibt nur eine Maxime - das ist die, daß man sich mit dem Tode befreunden muß." (Jünger, Strahlungen)

Dienstag, 1. Mai 2007

Glashaus

Kritische Intelligenz. Häufig schöpft sie aus der Gewohnheit - man muss kein Haus bauen können, um zu wissen, wie es zum Einsturz gebracht wird. So wird bereits zu Beginn Hohlköpfen eingetrichtert, wo die Angriffspunkte liegen.

Diejenigen, die sich im Laufe der Jahre mit irgendeinem Wissen füllen, gewinnen ein anderes Verhältnis zur Kritik: mis-en-scène. Man hört sich gern schwätzen und noch viel lieber liest man es Schwarz auf Weiß: cogito ergo magnificum sum. Fremdes Schaffen ist insoweit kritikwürdig, als es die Bühne für eigene Gedanken bereitet. Gern greift man zur Lupe – irgendein Fliegendreck wird sich schon finden.

Die Kritik nützt schließlich allein dem Kritiker, zumindest insoweit er ein Reisender ist. Man sieht das Mögliche und, wenn man geübt ist, gelegentlich das Unmögliche. Darin ist die Kritik dem Leben ähnlich, hat aber den Vorzug der Umkehrung: Man ist Schleifender, nicht Geschliffener.