"Es gibt nur eine Maxime - das ist die, daß man sich mit dem Tode befreunden muß." (Jünger, Strahlungen)

Mittwoch, 23. Mai 2007

Gesinnungsethik

Gespräch mit Chinesen. In einer Provinz protestieren Massen für das Ende der restriktiven Geburtenpolitik. Eine konforme, aber gescheite Nationalistin schämt sich für diese Leute, die sie als ungebildete Bauern und verführte Halbkinder bezeichnet. Ohne ihre Quellen zu kennen, erscheinen die Aussagen zweifelhaft: Fünf Staatsdiener seien bereits erschlagen, öffentliche Gebäude stünden in Flammen und die Protestler wollten fünf Kinder und mehr - Übertreibungen als typisches Schmiermittel einer leise klickenden Propagandamaschine.

Stereotype Frage, ob der Staat das Recht haben sollte, in elementarste Lebensbereiche einzugreifen und "schuldig" Gewordene mit Sterilisierung und Abtreibung zu bestrafen. Eine bessere Gegenfrage: Wie regiert man in weiser Voraussicht ein Land von diesen Ausmaßen? Tatsächlich fehlt etwa im Bericht der Washington Post jeglicher Hinweis auf die Wohlfahrt der Gesamtheit. Das Hohelied des Individuums und seiner "unveräußerlichen Rechte" lässt sich leicht singen, wenn der Bauch voll ist. Solche Ermahnungen bleiben reine Gesinnungsethik, wo es auf Verantwortung ankommt und der Sinn für die zoologische Seite des Lebens zwangsläufig ist.