"Es gibt nur eine Maxime - das ist die, daß man sich mit dem Tode befreunden muß." (Jünger, Strahlungen)

Samstag, 9. Juni 2007

Taxonomie

Ein Mittel wider die Monotonie des Transits ist das Studium der Blicke. Hier werden Urteile in Serie und Sekundenschnelle gefällt. Faszinierend auch das Detail: Mit welcher natürlichen Arroganz Schönheit Schwester des Zynismus ist. Eine einzige Sekunde reicht für das Urteil, das sogleich frostig exekutiert wird.

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Christopher Marlowe – „died in a pub brawl“. Das wäre ein zeitloses Epitaph gewesen, passend für den Schatten des großen Shakespeare. Es verletzt leider nicht die Totenruhe, wenn findige Staubwächter die „Wahrheit“ suchen und „Mythen dekonstruieren“. So wird aus einem guten Tod ein gewöhnlicher und verächtlicher gemacht: Händel am Hofe, Streit um Geld, Moritat für den Pöbel. Solch belehrende Bücher legt man beiseite wie man die Schulmeister vergisst, sobald man Jahre später ihre Motive verstanden hat.