"Es gibt nur eine Maxime - das ist die, daß man sich mit dem Tode befreunden muß." (Jünger, Strahlungen)

Sonntag, 23. September 2007

Der Straßenkünstler

Vor dem Centre Pompidou. Ein Straßenkünstler unterhält die Menge – so scheint es zumindest. Tatsächlich hält er sie in seinem Bann. Er jongliert und führt sehr geschickt akrobatische Kunststücke vor. Dabei feuert er die Menge an. Seinem beschwörenden Französisch-Englisch mag sich kaum einer entziehen. Als einer der Flanken sich aufzulösen beginnt, springt er zu ihnen hin und führt die verlorenen Schafe zu der Herde direkt an seinem Platz zurück. Selbst mit dem Vorsatz, nicht seiner Darbietung, sondern seiner Arbeitsweise zusehen zu wollen, geht von diesem Manne Faszination aus. Er hat sowohl seinen athletischen Körper bis zur letzten Faser im Griff, als auch die Menge, die sich noch immer von ihm amüsiert wähnt. Ein solcher Mann könnte es wohl überall weit bringen. Zugleich erweckt er den Eindruck, dass sein Zauber mit einem Male wirkungslos würde, steckte man ihn in einen Anzug und stellte ihn vor Wähler oder Aktionäre. Solche Leute brauchen wohl die absolute und das heißt: die Freiheit der Narren und Schausteller, um gedeihen zu können. Und doch: in einer etwas besseren Welt würde er zumindest nebenbei an der Schule lehren – Sport und Philosophie, als ein Fach.