Cimetiére de Montmartre. Die Sonne hinter einem Aluminiumhimmel versteckt, nur gelegentlich dringen schmerzhafte Strahlen durch. Das erste Laub liegt auf dem Kopfsteinpflaster und raschelt unter müden Schritten. Hier und da andere Besucher, die die großen Namen der Beerdigten ablaufen. Ihnen wird einiges geboten; mit seinen ungemein vielen Grüften und Skulpturen wirkt der Friedhof wie eine Nekropole. Hier ist eindeutig, für wen solche Orte eigentlich gemacht sind: Überall prangen die Familiennamen, die gewesene Biosubstanz der Stadt.
All diese Gefallsucht widert an; dem Tod wird kein Raum gelassen. Einer der Besucher sprach zu Recht nicht von Verfall, sondern davon, dass einige der Grabkammern schon „heruntergekommen“ seien, der Besuch es aber doch wert ist. Der Friedhof passt zu der Stadt und dem eitlen Stolz, den ihre Gebäude überall ausstrahlen. Jedes von ihnen versucht, das andere noch zu übertrumpfen, jedes Grabmal den Blick der Lebenden möglichst auf sich zu ziehen. Das führt zu einer Billigkeit, die aus Übermaß erwächst.