Louvre. Es ist fragwürdig, warum heute noch Kunst auf diese Weise präsentiert werden muss. Überall Besucherscharen, die, um die Sache abzukürzen, durch Hinweisschilder zu den „Highlights“ geleitet werden, diese unter Beschuss nehmen oder einfach nur anglotzen, und dann zum nächsten Punkt auf der Karte wandern. Vor allem bei der Mona Lisa nimmt das absurde Züge an. Man kann sich ihr nicht nähern, weil die Menge in dem Leitsystem, das zu ihr führt, verkeilt ist. Von allen Seiten blitzt es auf. Gegenüber stellen Besucher sich vor den Veronese und schauen tapfer drein, während die Fotoapparate in Anschlag gebracht werden und es vielfach aufblitzt. An solchen Szenen verliert man rasch das Interesse und sucht besser das Heil in der Flucht.
Mit der restlichen Zeit getan, was sich stets in Zeitspeichern empfiehlt: physiognomische Studien betreiben. Mit Erheiterung festgestellt, dass der Blick dabei gelegentlich von den Gemälden und Büsten auf die Gesichter der Besucher abdriftet. Nicht weniger amüsant der vertrocknete Kunstpudel, der mit ernster Kennermiene den schönen Arsch der Psyche begutachtet. – „Finger im Po, Mexiko / Paris, Athen, Auf Wiedersehen“.
Es wäre wünschenswert, wenn diese Orte geschlossen würden und das so eingesparte Geld zu einem kleinen Teil der Forschung, zu einem großen neuen Digitalisierungstechniken zugute käme. Damit entfiele der quälende Besuch der Museen. Vielleicht verleiht die Ausstellung in einem eigens dafür konstruierten Raum dem Bilde tatsächlich etwas Einzigartiges, das von keinem Medium reproduziert werden kann – ob aber auch die schwitzend-schwatzenden Besuchermengen vor ihm zu seiner „Aura“ beitragen? Zu rechnen ist mit derart radikalen Politiken ohnehin nicht. Zu stark sind noch immer die Entscheidungen und Mittel des 19. Jahrhunderts und das Interesse, mit dem so genehmen Mittel der Kultur Macht zu demonstrieren. Ein Blick auf Ausmaß und Fassade derjenigen Gebäude, die eigentlich nur Speicher sein sollen, genügt um Zweck und Mittel in diesem Kalkül zu erkennen.