Versailles. Von weitem verstellen lange Reihen von Reisebussen und eine Holzkulisse die Sicht. Auf dem Schlossplatz hat sich schon am Morgen eine lange Schlange von Menschen gebildet, die zum Glotzen in das Innere des Schlosses wollen. Unwillig hier auch nur eine Minute in der Menge zu warten, sogleich zum eintrittsfreien Park. Hoffnung: Die Natur ist unparteiisch. Dort dennoch die nächste Enttäuschung: Das Dritte Reich der Gartenkunst. Alles symmetrisch, beschnitten, geformt und genormt. Die Alleen eine einzige Linie, gesäumt von grün-braunen Pfosten, die sonst Bäume wären. Welcher Geist findet an dieser gekünstelten Natur nur Gefallen? Die Lust an dem „Garten“ verloren.
Kleine Lichtblicke: Im hinteren Drittel des Parks gibt es einige Flächen, die verwildert sind; dort bleiben einem auch die menschlichen Stative erspart, die die ihnen im Voraus bekannten Motive bereits auf den ersten hundert Metern fanden. Amüsant ein älterer Chinese, der unverständig das frivole Relief einer großen Vase begutachtet. Absurd, aber dem Charakter dieses Orts entsprechend dagegen die Touristen, die bei etwa 10 km/h in kleinen Plexiglaswürfeln vorbeigefahren werden. Andere sind verwegener und mieten ein kleines Gefährt, mit dem sie das Gelände noch schneller abklappern: Einer fährt, hält gelegentlich für einige Sekunden an, in denen die anderen fotografieren, und fährt dann weiter.