Staatsbibliothek. Ein alter Mann geht die Handbibliothek ab und grummelt im Rauschen arbeitenden Papiers. Vernachlässigte Kleidung, der Gang gebeugt und mit unruhigem Blick. Einige Leser heben vogelartig den Kopf und senken ihn sogleich wieder. Der Mann schlurft in einen anderen Bereich, murmelt etwas Unverständliches. An einem Richtungsschild bleibt er stehen und betrachtet es lange und eindringlich, als handle es sich dabei um das Buch, das er sucht, aber hier nie finden wird.
Ein Gespenst. Zwischen den Büchern und den Selbstbeschäftigten ist es unsichtbar. Erst wenn sich die Nachbarn eines Tages über den Gestank aus seiner Wohnung ärgern werden, wird das Gespenst gesehen werden. Es wird dann nach dem sozialen auch den physischen Tod gestorben sein. Vielleicht wird man fragen, wer das Gespenst zu Lebzeiten gewesen ist. Dass es in einer Bibliothek sein Unwesen treibt, deutet auf einen „Gelehrten“ hin. Einer, der sein Leben der Athene verschrieben hat, vielleicht durch Studien zu dem „frühneuzeitlichen Fideikommiss unter besonderer Berücksichtigung der ostelbischen Gebiete“, den „absurd-grotesk Grotesken & Absurditäten“ oder dem „Verständlichen bei Fichte“. Hat dabei nicht gemerkt, wie Körper und Geist während der Kärrnerarbeit für die kalte Göttin verfielen, ehe es zu spät wurde um zu reagieren. Kollegen, Bücher und andere Fossilien werden das Gespenst vermissen.