Zwei Stunden am späten Vormittag, Höchststand der Noia. Ein Rentner, der allein in einer Bäckerei steht, Kaffee trinkt und sich an den gelegentlichen Kunden und den Passanten draußen wärmt. Ein anderer steht vor dem Eingang des Kaufhauses gegenüber und spielt erbarmungswürdig schlecht, ohne auch nur einen Zuhörer, Mundharmonika. Sein Spiel gerät unter die laut quietschenden Räder einer Straßenbahn. Darin zwei frühere Fabrikarbeiterinnen, eine mit blond verfärbtem Haar. Die beiden Frauen fahren zwischen Ämtern, Supermärkten und ihren Wohnsilos in Richtung Vergessen. Der Trinker an einer Haltestelle ist schon weiter und zieht seine Runden nur noch zwischen den Mülltonnen. Die Frauen tuscheln, als er an der Bahn vorbeiklimpert. An der Endhaltestelle ein kleines Rudel um einen Hund herum. Kurzgeschorene Schädel, Flecktarn, Bier und schwere Stiefel. Sie ärgern das Tier, das unentwegt knurrt, gelegentlich zur allgemeinen Erheiterung aufbellt. Eindruck, dass sie nur wegen ihrer Stiefel noch aufrecht stehen.
Von diesen Aus-Fahrten stets mit düsterer Ahnung zurück. Wie sehr die Ameisen doch die Ordnung und ihre Aufgabe darin brauchen. Im Idealfall gelingt eine tolerierte, ja vielleicht honorierte Ersatzordnung. Häufiger scheint dagegen der Sieg der Noia mit ihrer so grausam langsamen Verdauung.
"Es gibt nur eine Maxime - das ist die, daß man sich mit dem Tode befreunden muß." (Jünger, Strahlungen)