"Es gibt nur eine Maxime - das ist die, daß man sich mit dem Tode befreunden muß." (Jünger, Strahlungen)

Sonntag, 1. Juli 2007

Abschiede

Turnus. Die Studierenden des letzten Jahres machen sich auf den Weg zurück und verwehen in alle Himmelsrichtungen. Dieweil nehmen Neue ihre Stellen ein, nach wenigen Tagen schon gleichen sich die Aussichten. Es gehört zu den Verlegenheiten von Abschieden, dass noch viele Worte und großes Aufhebens gemacht werden, auch dem „pressing the flesh“ entgeht man nicht.

Solches kann wohl nicht ausbleiben. In jedem Abschied ist etwas vom letzten Lebewohl und wie schwer ist es das zu akzeptieren. Da sind Vertröstungen, Lügen und Sentimentalitäten verzeihlich. In der Tat ist es schwer der Widrigkeit des Scheidens angemessen zu begegnen. Sachlichkeit wird nicht geschätzt, wäre indes die kürzeste Abwicklung. So bedarf es anderer Mittel, etwa des Sarkasmus. Der linientreuen Chinesin Der Untertan geschenkt, dessen englischer Titel The loyal subject stärker wirkt. Als Widmung: „historia magistra vitae“. Eine Geste der Verschwendung, aber von ausgesuchter Wirkung: Einem kleinen Tod mehr ins Gesicht gespuckt.

Später im Botanic Garden: Von der Vorhut des Frühlings ist nichts mehr zu sehen. Sie verblühte rasch und verfiel leise unter der Blüte ihrer Nachfolger.