"Es gibt nur eine Maxime - das ist die, daß man sich mit dem Tode befreunden muß." (Jünger, Strahlungen)

Samstag, 31. März 2007

Botanischer Garten

Der botanische Garten, ein weiterer Vorzug der hiesigen Gegend. Im Herbst leuchtete er noch einmal auf und trieb Verschwendung mit seiner Potenz. Im Winter lag das Leben danieder und zum ersten Mal war ersichtlich, wie klein dieser Garten doch ist. Nur die Jahrhunderte alten Bäume trösteten über diesen Anblick hinweg; das ist gewachsene Zuversicht.

Beim Gang durch den Garten zeigt sich ein zeittypisches Analphabetentum: Wie wenig Wissen, um Flora und Fauna auch nur benennen zu können. Ein tiefes Missverhältnis zu der Natur, schon im Kleinen.

Fragwürdig ist heute allerdings ebenso das Interesse an der Natur. Wer sich vor einem Gang durch den Wald „ausrüstet“, dem geht es vermutlich um Anderes: Eitelkeit oder Rekord.

Unangenehm vor allem dort, wo die Natur zum Themenpark wird. Hierzulande sind es die ornithologischen Beobachtungen, die sich großer Beliebtheit erfreuen: Mit Ferngläsern bewaffnete Briten drängen sich in einen kleinen Holzverhau und warten auf besonders schöne Exemplare. Man fragt sich unwillkürlich, wer da wen beobachten kommt: Der Mensch das Tier oder die freien Vögel die Vieräugler im Verhau?

Der Gartenbau sollte den höchsten Künsten zugerechnet werden. Seine Werke sind außerordentlich: Jahr auf Jahr vergehen und erstehen sie wieder. Alle übrige Kunst dagegen appelliert an unsere Nekrophilie.